Was du unbedingt wissen solltest
Künstliche Intelligenz verändert die Arbeitswelt radikal und bietet faszinierende Möglichkeiten für die Unternehmenskommunikation. Aber Vorsicht: Ohne Kenntnis der rechtlichen Grundlagen kann der Einsatz von KI schnell zum Risiko werden. Dr. Stefan Schoeller, Rechtsanwalt mit Schwerpunkt auf Urheberrecht, Datenschutz und IT, erklärt wie du KI-Tools im Business ohne rechtliche Fallstricke nutzen kannst.
Spätestens seit ChatGPT im November 2022 die breite Öffentlichkeit erreicht hat, ist künstliche Intelligenz in der Contenterstellung für die Unternehmenskommunikation angekommen. Doch wie sieht die Rechtslage im Zusammenhang mit künstlicher Intelligenz aus? Kann ich KI-Tools ohne Probleme nutzen? Welche Gesetze und Normen gelten dafür? Genau bei diesen Fragestellungen wird es spannend, denn im Vergleich zur rasanten Weiterentwicklung künstlicher Intelligenz mahlen die Mühlen von Justizia langsam, wie Dr. Stefan Schoeller erklärt. „Die Nutzung von KI wirft viele rechtliche Fragen auf, die wir zunächst mit den bestehenden juristischen Werkzeugen angehen müssen, denn es gibt noch keine gängige Rechtsprechung dazu.“
Bestehende Rechtslage als Regelwerk
Das bedeutet für dich als Unternehmerin oder Unternehmer: Wenn du KI-Tools nutzt, navigierst du in einem rechtlichen Graubereich, in dem du dich aber immer auf bereits bestehende Gesetze berufen kannst. „Die vorhandenen Gesetze, wie das allgemeine Vertragsrecht, das Urheberrecht und das Wettbewerbsrecht bieten in der Regel einen guten Rahmen, um die meisten durch KI aufkommenden Fragen zu klären,“ führt Dr. Schoeller aus. Wichtig sei hier vor allem, dass du als Unternehmer deine Geschäftsbedingungen klar formulierst, um Missverständnisse zu vermeiden, insbesondere wenn Kunden annehmen könnten, hinter den KI-Leistungen stünde menschliche Arbeit.
KI und Urheberrecht
Eine der zentralen Herausforderungen beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz in Unternehmen betrifft den Schutz der generierten Inhalte. „Es ist entscheidend, bei der Nutzung von KI genau darauf zu achten, dass die Urheberrechte Dritter gewahrt werden“, betont Dr. Stefan Schoeller. Gerade in kreativen Bereichen, wo KI beispielsweise Texte, Bilder oder Musik generiert, können rechtliche Grauzonen schnell zu ernsthaften Problemen führen.
Dr. Schoeller führt ein Beispiel aus der Praxis an, das die potenziellen Risiken deutlich macht: „In Deutschland gab es einen Fall, in dem ein Fotograf gegen die Betreiber einer KI-Anwendung klagte. Die KI hatte mehrere seiner fotografischen Werke ohne seine Zustimmung genutzt, um neue Bilder zu kreieren. Diese Bilder wurden dann kommerziell genutzt, ohne dass der Fotograf als Urheber anerkannt oder entschädigt wurde.“
Eigenschöpferische Leistung schafft Sicherheit
„Dieses Beispiel zeigt deutlich, wie schnell Unternehmen in rechtliche Schwierigkeiten geraten können, wenn die Nutzung von KI-Inhalten nicht sorgfältig überwacht wird“, erklärt Dr. Schoeller. Um Urheberrechtsverletzungen zu vermeiden, gibt es für den Experten nur eine Möglichkeit: „Die Ergebnisse der KI als Basis zu verwenden – etwa zu Recherchezwecken – um darauf basierend ein eigenes, neues Werk zu kreieren, das sich klar von den KI-Inhalten abhebt. Denn durch die menschliche, eigenschöpferische Leistung entsteht ein neues, eigenständiges Werk.“
Datenschutz im Blick
Der Umgang mit personenbezogenen Daten stellt eine weitere Herausforderung im Zusammenhang mit dem Einsatz von KI dar, besonders wenn es um sensiblere Daten geht. Der Experte betont die Bedeutung des sorgfältigen Umgangs mit Datenschutzfragen: „Die Verarbeitung personenbezogener Daten durch KI muss strengen Datenschutzbestimmungen entsprechen.“ Dies gilt besonders für sensible Daten, wie Gesundheitsinformationen, die ohne ausdrückliche Zustimmung der Betroffenen nicht verarbeitet werden dürfen. Bei Nichteinhaltung drohen Unternehmen nicht nur rechtliche Konsequenzen, sondern auch erhebliche Bußgelder.
Dr. Schoeller empfiehlt daher dringend, sogenannte technische und organisatorische Maßnahmen (TOMs) zu implementieren, die sicherstellen, dass derartige Verstöße vermieden werden. „Unternehmen müssen sicherstellen, dass KI-Systeme so eingesetzt sind, dass sie nicht auf Daten zugreifen, die sie nicht verarbeiten dürfen. Sie sollten zudem regelmäßig überprüfen, ob die getroffenen Maßnahmen noch dem aktuellen Stand der Technik entsprechen.“
Zukunft der KI-Rechtsprechung
Bis klare Richtlinien und Urteile zu künstlicher Intelligenz etabliert sind, wird es noch einige Jahre dauern. „Bislang gibt es in Österreich noch keine höherinstanzlichen Entscheidungen zu KI-bezogenen Rechtsfragen, und auch in Deutschland sind erst wenige Fälle bekannt, die vor Gericht gegangen sind. In den USA sind bereits einige richtungsweisende Urteile gefallen, die einen Einblick geben, wie Gerichte KI-relevante Fälle behandeln könnten. Diese Entscheidungen könnten prägend für die Rechtsprechung in anderen Ländern, einschließlich der EU, werden.“
Tipps für die rechtssichere Nutzung von KI in deinem Unternehmen
Wenn du KI in deinem Unternehmen einsetzt, gibt es ein paar wesentliche Punkte, die du beachten solltest, um rechtliche Risiken zu minimieren. Ganz wichtig: Sei dir bewusst, dass KI immer auf vorhandenen Daten basiert. KI schafft nichts Neues, sondern arbeitet mit Datenmengen, auf die sie trainiert wurde.
Hier sind einige konkrete Tipps, wie du KI sicher und effektiv nutzen kannst:
- Urheberrechtlich sicher agieren:
- Nutze die von KI generierten Inhalte primär als Inspiration oder Grundlage für deine eigenen, einzigartigen Kreationen.
- Stelle sicher, dass du die Originalität der durch KI modifizierten oder erstellten Werke erhöhst, indem du signifikante Änderungen vornimmst, die deutlich über das hinausgehen, was die KI liefert.
- Datenschutz gewährleisten:
- Implementiere spezifische Maßnahmen, die auf die Art der Daten und die Nutzung der KI in deinem Unternehmen zugeschnitten sind.
- Stelle sicher, dass alle personenbezogenen Daten, die in KI-Systemen verwendet werden, angemessen geschützt sind. Vermeide den Zugriff der KI auf sensible Daten, es sei denn, dies ist absolut notwendig und gesetzlich zulässig.
- Regelmäßige Überprüfungen:
- Führe regelmäßige Audits durch, um sicherzustellen, dass deine KI-Anwendungen den aktuellen rechtlichen Anforderungen entsprechen.
- Aktualisiere deine Datenschutz- und Sicherheitsprotokolle entsprechend den neuesten rechtlichen und technischen Entwicklungen.
- Professionelle Beratung suchen:
- Zögere nicht, professionelle Rechtsberatung einzuholen, insbesondere bei komplexen Fragen zum Urheber- und Datenschutzrecht.
- Arbeite eng mit Anwälten zusammen, die sich auf IT- und Datenschutzrecht spezialisiert haben, um präventive Strategien zu entwickeln, die dein Unternehmen vor rechtlichen Problemen schützen.
Dieser Artikel wurde verfasst von:
Margit Wickhoff
Texterin, Content Creatorin & Agenturleiterin bei „butterbrot“